Politik

Warum es die Pflegeinitiative braucht

Autorin: Sara von Salis, Ärztin

Wer krank ist braucht Pflege und Therapie. Während die Medizin Fortschritte gemacht hat, hat sich auch die Pflege professionalisiert. Statt Familie oder Ordensmitglieder pflegen uns jetzt Menschen mit Hochschul- und Lehrausbildung im Spital. Das ist auch richtig so! Gute Pflege verkürzt Spitalaufenthalte, unterstützt uns im Alter und ermöglicht Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen am öffentlichen Leben teilzunehmen [1,2].

All das geht nur, wenn die ausgebildeten Pflegenden auch im Beruf bleiben. Ein guter Personal-Schlüssel (Pflegende-Patienten Verhältnis) verhindert, dass viele Fehler passieren. [3] Wenn mehr Pflegende eingestellt werden, müssen sie nicht von einem Patienten zum anderen rennen. Frisch berufstätige Assistenzärzt*innen profitieren von der Erfahrung der Pflege und damit die Patient*innen. Eine starke Pflege erkennt mögliche Gefahren, verhindert sie und macht das Gesundheitssystem so effektiver. Durch weniger Komplikationen werden allfällige Behandlungskosten eingespart. [4] So können sich Personalkosten am Ende bezahlt machen.

Viele Pflegende reduzieren ihr Arbeitspensum, denn 100%, mit ständig wechselndem Schichtdiensten und viel Stress, laugt aus und gefährdet die Gesundheit. Einspringen, Überstunden und Überzeit führen oft dazu, dass Pflegende zum Beispiel auch bei 80% Stellen, aufgrund der Überstunden, mindestens 100% arbeiten. [6]

Oft ist die Arbeit nicht zufriedenstellend, denn schlechte Personal-Schlüssel und die ausgiebige Dokumentation rauben Zeit für Patient*innen. Viele pflegerischen Interventionen müssen peinlich genau dokumentiert werden, können aber trotz ihrer positiven Auswirkungen ohne ärztliche Verordnung nicht abgerechnet werden. Genau diese Tätigkeiten von Hebammen oder ambulanter Pflege können aber verhindern, dass jemand hospitalisiert werden muss und mehr Kosten anfallen.

Der Gegenvorschlag möchte nur die Ausbildung fördern, ohne den Verlust von Arbeitskräften zu bremsen. Leider hat Geld auf ein Problem werfen selten langfristig geholfen.

Deshalb fordert die Pflegeinitiative eine gute Ausbildung der Pflege – weil Auszubildende als billige Mitarbeiter*innen auszunutzen uns allen nachhaltig schadet.

Die Pflegeinitiative verlangt bessere Arbeitsbedingungen, damit ausgebildete Personen länger im Beruf bleiben und so auch ihre Erfahrungen an die nächsten Generationen weitergeben können.

Ein guter Personal-Schlüssel ermöglicht bessere Arbeitsbedingung, höhere Patientensicherheit und nachhaltige Pflege.

Unsere Gesundheit ist ein hohes Gut und ermöglicht erst die Teilnahme am Leben. Deshalb empfiehlt PARAT in der Volksabstimmung vom 28. November die Pflegeinitiative anzunehmen.

  • [1] Was bedeutet Heimbeatmung? https://www.jedermann-gruppe.de/was-bedeutet-heimbeatmung/
  • [2] Pflege für junge Menschen https://born-pflege.de/blog-post/pflege-fur-junge-menschen
  • [3] Griffiths P, Saville C, Ball JE, Jones J, Monks T; Safer Nursing Care Tool study team. Beyond ratios – flexible and resilient nurse staffing options to deliver cost-effective hospital care and address staff shortages: A simulation and economic modelling study. Int J Nurs Stud. 2021 May;117:103901. doi: 10.1016/j.ijnurstu.2021.103901. Epub 2021 Feb 11. PMID: 33677251; PMCID: PMC8220646.
  • [4] Kane RL, Shamliyan TA, Mueller C, Duval S, Wilt TJ. The association of registered nurse staffing levels and patient outcomes: systematic review and meta-analysis. Med Care. 2007 Dec;45(12):1195-204. doi: 10.1097/MLR.0b013e3181468ca3. PMID: 18007170.
  • [5] Chang WP, Lin YK. Relationship between rotating shift work and white blood cell count, white blood cell differential count, obesity, and metabolic syndrome of nurses. Chronobiol Int. 2021 Oct 18:1-10. doi: 10.1080/07420528.2021.1989447. Epub ahead of print. PMID: 34661509.
  • [6] Pierre-André Wagner: „Arbeitsbedingungen unter Druck: Mehr Arbeit auf Abruf, weniger Teilzeitstellen“ https://www.sbk.ch/files/sbk/archiv_zeitschrift/docs/2007/11_2007/S10_13-11_07.pdf

Image Credits

  • Foto Pflege by Sara von Salis